Praliné Scherrer in der Bilanz – Artisti del Chiccolato

Artisti del Cioccolato

In der Hochkultur der edlen Schokolade waren Belgien, Italien und Frankreich der Schweiz lange voraus –bis hiesige Chocolatiers ein neues Level anstrebten.

Im Zentrum der Altstadt von St. Gallen befindet sich ein kleines Geschäft, das kompromisslos nur Schokoladenprodukte und Pralinés verkauft. Geführt wird Pralinés Scherrer von Vittoria Kreis, die 2008 übernommen hat, als die Familie Scherrer in Pension ging. Die Konkurrenz lästerte,

dass die damals 38-jährige Neueinsteigerin keine zwei Jahre schaffen würde. Umso weniger, da sie vom Marketing und von einem Grosskonzern kam. «Der Einstieg war eine Bauchentscheidung», sagt sie im Kaffee oberhalb des Ladens, das momentan nicht geöffnet sein darf, dafür aber zig frisch gefertigte Osterhasen beherbergt. «Die Confiserie hatte damals zwar wundervolle Produkte, es mangelte aber an der Vermarktung.» Da sah Kreis die Chance.

Doch selbst nach drei Jahren kam sie kaum auf einen grünen Zweig. Das Geld war weg, Kreis stand kurz davor aufzugeben. Die Rettung kam unerwartet – in Form eines grösseren Kundenauftrags. Und plötzlich kam das Truffe ins Rollen. Unternehmen wie Swiss, Mercedes oder Porsche bestellten nach und nach Pralinés, und das Modelabel Akris servierte sie an seinen Défilés.

Der Geschäftssinn der Neo-Chocolatière zahlte sich aus. Heute macht sie mehr als die Hälfte des Umsatzes von über einer Million Franken mit Firmenkunden. 2020 brummte aber auch der Laden, und mit dem Webshop kommt sie kaum noch nach. «Weil die Leute weniger verreisen, gönnt man sich umso mehr zu Hause etwas Gutes», sagt Kreis.

Produziert wird im rund zehn Kilometer entfernten Rorschach, wo inzwischen drei Confiseure und drei
Lehrlinge arbeiten. Kompromisslos ist sie auch da: handgefertigt, keine Zusatzstoffe und nur die besten Kakaobohnen. Neuen Wind bringt nun die 28-jährige Tochter Romina Hengartner. Zwar half
die Kauffrau immer mal aus, nun ist sie als Mitinhaberin ganz eingestiegen. Und will den Fokus stärker auf Bio, Vegan und Nachhaltigkeit ausrichten. Die neuste Osterhasen-Kollektion besteht aus einer dunklen Vegan-Linie und einer mit Biomilch. Beide haben Fairtrade-Kakaobohnen, weniger Zucker und pro verkauftem Hasen wird am Herkunftsort der Bohnen ein Baum gepflanzt, was sich per QR-Code nachverfolgen lässt.